Ein Marsch, eine Pastorale, Tango, Walzer, Ragtime und einen Choral

Seit 1910 lebte Igor Strawinsky in der Schweiz, wo er während des ersten Weltkriegs auf den Gedanken kam, den immer größer werdenden Schwierigkeiten der Aufführung von Opern mit einem völlig neuen Konzept von Musiktheater zu begegnen. An ein einfaches Wandertheater dachte er, als er gemeinsam mit dem Librettisten Charles Ferdinand Ramuz an der “Geschichte vom Soldaten” arbeitete. Strawinsky und mit ihm viele Künstler der Jahrhundertwende forderten zu dieser Zeit eine ”Ästhetik der Einfachheit”. Der Schweizer Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz entwarf ein Stück nach Art einer Moritat mit lebenden Bildern. “Die Erzählung und damit der Vorleser stehen im Vordergrund. Der Vorleser muss… die Handlung vermitteln, d. h. den Charakter der Personen und das ganze Szenenbild sichtbar und fühlbar machen, schon bevor Personen und Szenenbild da sind…”

„Klaus-Dieter Mayer war der ausdrucksvolle Sprecher und Schauspieler, der alles in Schwung hielt, alle Figuren spielte (Teufel, Prinzessin, Soldat) und somit das Wort alleine stemmte. Alle Register des Sprachlichen und Schauspielerischen zog er…“

Strawinsky reduzierte das Opernorchester auf sieben Musiker: je ein hohes und ein tiefes Holz- (Klarinette und Fagott), Blech- (Trompete und Posaune), und Streichinstrument (Violine und Kontrabass) sowie ein Schlagzeuger (mit sieben Schlaginstrumenten. Wir hören einen Marsch, eine Pastorale, Tango, Walzer, Ragtime und einen Choral. Doch der Marsch fällt aus dem Schritt, Tango, Walzer und Ragtime lassen sich kaum tanzen, und der Choral könnte sich in einer Kirche kaum hören lassen. Charakteristisch ist auch der Einsatz des Schlagzeuges, das als vollwertiges Soloinstrument eingesetzt wird und zeitweise die Führung übernimmt. So endet das Stück – völlig ungewöhnlich – mit einem Schlagzeugsolo.